Schilddrüsenüberfunktion Katze – Hyperthyreose

Die Schilddrüse der Katze ist ebenso wie bei den meisten Säugetieren ein hormonbildendes Organ, welches rechts und links der Luftröhre sitzt. Hier werden die Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) gebildet, deren primäre Funktion die Kontrolle der Zellfunktion ist. Sie sind also maßgeblich am Stoffwechsel beteiligt.  Produziert die Schilddrüse nun zu wenig Hormone, so arbeitet der Stoffwechsel zu langsam. Dies ist eine sehr häufig vorkommende Erkrankung bei Hunden, Katzen hingegen sind sehr selten davon betroffen. Produziert sie zu viele Hormone, arbeitet der Stoffwechsel viel zu schnell. Hier sind diesmal sehr häufig Katzen betroffen, meist ab dem 8. Lebensjahr. Bei Hunden tritt eine Unterfunktion deutlich seltener auf.

Welche Symptome treten auf?
Wie auch bei der Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden entwickelt sich die Schilddrüsenüberfunktion der Katze schleichend oft über mehrere Jahre hinweg, wodurch Symptome erst sehr spät auftreten. Wenn die ersten Symptome bemerkt werden ist in der Regel schon ein größeres Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone entstanden.

Da die Hormone der Schilddrüse auf viele Körperfunktionen Einfluss nehmen, können verschiedene Organsysteme betroffen sein und dementsprechend unterschiedliche Symptome auftreten.

  • Mögliche Symptome und deren Häufigkeit sind:
    Fühlbare Vergrößerung der Schilddrüse (98%)
  • Starker Gewichtsverlust mit Muskelabbau trotz normalen Fressverhaltens (95%)
  • Mehr Appetit/ Heißhungerattacken (78%)
  • Vermehrte Wasseraufnahme und -abgabe (71%)
  • Erhöhte Herzfrequenz (62%)
  • Hyperaktivität, erhöhte Stressanfälligkeit, evtl. Aggressionen oder plötzliche Unsauberkeit (56%)
  • Durchfall (51%)
  • Erschwerte Atmung, Husten (38%)
  • Weitere Herzveränderungen wie Herzgeräusche,  Arrhythmien (34%)
  • Hautveränderungen wie Lecksucht oder Ekzeme, struppiges Fell, ungleichmäßiger  Haarausfall (32%)
  • „apathische Form“ der Hyperthyreose mit Inaktivität, Depression und Appetitlosigkeit (10%)

Wie wird die Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert?
Um die Krankheit zu diagnostizieren, wird der Katze Blut abgenommen. Im Blut werden dann die Schilddrüsenwerte TSH und T4 gemessen. Bei bestehenden Symptomen aber einer T4-Konzentration im Normalbereich ist es ratsam, die Blutuntersuchung nach einigen Wochen zu wiederholen. Außerdem sollte bei einer bestehenden Hyperthyreose neben den Schilddrüsenwerten ein allgemeines Blutbild angefertigt werden, da zu hohe T4-Werte schädlich für andere Organe wie Leber oder Niere sein können.

Was sind die Ursachen?
In ca. 90% der Fälle entsteht die Überfunktion durch einen gutartigen Tumor (Adenom) oder eine adenomatöse Vergrößerung des Schilddrüsengewebes. In nur sehr wenigen Fällen kann es sich auch mal um einen bösartigen Tumor handeln. Nach durchschnittlich 7 Jahren haben Adenomzellen eine Neigung sich zu bösartigen Zellen zu verändern.
Durch das vermehrte Schilddrüsengewebe wird mehr Thyroxin ausgeschüttet und die Umwandlung zu T3 gefördert. Durch einen Feedbackmechanismus wird dadurch die Ausschüttung von TSH (Thyroxinstimulierendes Hormon) gesenkt und das noch gesunde Schilddrüsengewebe stellt die T4-Produktion ein. Nur das adenomatöse Gewebe produziert weiterhin T4 – aus diesem Grund muss immer auch TSH mitgemessen werden, denn auch bei normalen T4-Werten kann anhand des TSH-Spiegels auf eine Schilddrüsenüberfunktion geschlossen werden.

Wie wird die Schilddrüsenunterfunktion behandelt?
Es gibt verschiedene Varianten der Behandlung, jede mit individuellen Vor- und Nachteilen. 

  • Behandlung mit Medikamenten (Thyreostatika)

Die erste Variante der Behandlung ist die Gabe von Thyreostatika in Form von Tabletten oder Saft. Die Wirkstoffe sind in der Regel gut verträglich. Sie blockieren die Bildung und Verstoffwechselung von T4. Jedoch können Nebenwirkungen in Form von Leber- oder Nierenschäden auftreten. Die Wirkung der Medikamente ist aber zum Glück vollständig reversibel. Setzt man das Medikament ab, entspricht die Schilddrüsenfunktion wieder der von vor der Tablettengabe. So kann die Dosis auch so weit reduziert werden, dass die Überfunktion nicht vollständig beseitigt wird, es aber auch nicht zu Schäden an Leber und Niere kommt. Allerdings: Das größte Problem ist, dass Katzen in den meisten Fällen nicht kooperativ sind, wenn es um die Einnahme bzw. -gabe von Medikamenten geht.

  • Radiojod-Therapie

Damit die Schilddrüse Hormone bilden kann, muss sie Jod aufnehmen. Bei der Radiojod-Therapie wird der Katze radioaktives Jod appliziert, das zu einer Zerstörung der Schilddrüsenzellen führt. Die veränderten Bereiche der Schilddrüse sind besonders aktiv und nehmen deshalb mehr radioaktives Jod auf und werden aus diesem Grunde eher zerstört. So kann die Funktion der Schilddrüse gesenkt werden, ohne sie ganz zu zerstören. Diese Form der Behandlung ist nicht reversibel, zerstörtes Gewebe kann nicht wiederhergestellt werden. 

Vorteile: Es ist keine Tablettengabe notwendig, die Behandlung ist sehr effektiv und verursacht fast nie eine Unterfunktion.

Nachteile: Diese Behandlung ist nur in wenigen speziellen Kliniken möglich, außerdem ist sie sehr teuer und es sind 1-2 Wochen Klinikaufenthalt notwendig.

  • Fütterung

Neben der Tablettengabe oder der Radiojod-Therapie besteht noch die Möglichkeit der Futterumstellung auf jodarmes Futter. Ein Beispiel dafür ist das Futter Hills y/d, spezielle BARF-Pläne. Durch die reduzierte Jodaufnahme können weniger Hormone gebildet werden. Bei einer Umstellung auf dieses Futter sollte jedoch der Rat eines Tierarztes und/oder qualifizierten Fütterungsberaters hinzugezogen werden, sollten nebenbei noch Tabletten gegeben oder diese abgesetzt werden.

  • Chirurgische Entfernung

Die letzte Möglichkeit besteht in der chirurgischen Entfernung der Schilddrüse. Dies ist meist der letzte Ausweg, gerade bei bösartigen Tumoren. Durch die Entfernung des Organs kommt es auf jeden Fall zu einer Unterfunktion, weshalb hierdurch wiederum eine Thyroxin-Substitution notwendig wird.

Fazit
Eine Schilddrüsenüberfunktion kommt bei Katzen ab einem bestimmten Alter sehr häufig vor. Sie ist leicht zu diagnostizieren und medikamentös gut zu behandeln.

Bei Fragen rund um das Thema Katze, Katzengesundheit oder Schilddrüsenerkrankungen kontaktieren Sie uns gern telefonisch, per Mail oder besuchen Sie uns mit Ihrem Vierbeiner in der Sprechstunde.