Zähne der Kaninchen
Die Zähne von Kaninchen sind perfekt auf die Aufnahme von großen Blattmengen bzw. blättriger Kost abgestimmt. Aber gerade diese Anpassung macht sie anfällig für verschiedene Erkrankungen. Die richtige Fütterung ist das A und O für ein gesundes Kaninchengebiss.
Die Zähne
Im Oberkiefer haben Kaninchen je Seite 6 Backenzähne, je 1 Schneidezahn und den dahinterliegenden Stiftzahn. Im Unterkiefer finden sich je Seite 5 Backenzähne und ein Schneidezahn.
Die Zähne der Kaninchen wachsen lebenslang. Neues Zahnmaterial wird in der Wurzel gebildet, welche im Gegensatz zu Menschen, Hunden oder Katzen offen und nicht geschlossen ist. Pro Monat wird Zahnmaterial von etwa 1cm gebildet. Bei richtiger Fütterung nutzen sich die Zähne beim Fressen genau so ab, dass die Zähne nicht zu lang werden.
Wodurch entstehen Probleme mit den Zähnen?
Bei falscher Fütterung (Pellets, zu hartes Brot, schnell sättigende Fertigmischungen; siehe Homepageartikel „Verdauung und Fütterung von Kaninchen“) ist die physiologische Kaubewegung (waagerecht von rechts nach links und zurück) gestört. Vor allem bei zu hartem Futter wird so vermehrt in vertikaler Richtung gekaut, wodurch deutlich mehr Druck auf die Zahnwurzeln ausgeübt wird. Diese sind sehr empfindlich, weswegen schnell Entzündungen entstehen und die Zahnhaltefasern gelockert werden. Die Tiere kauen nicht mehr richtig, wodurch schnell auch an weiteren Stellen Entzündungen entstehen.
Sind die Tiere zu schnell satt, kauen die Tiere viel zu wenig. Die Zähne erfahren nicht den Abrieb, den sie eigentlich bräuchten und werden schließlich zu lang. Auch dadurch entsteht eine falsche Belastung der Zähne. Die Folge: der Zahn, der trotz fehlenden Abriebs immer weiterwächst, kann sich immer weiter Richtung Kiefer drücken. Der Kieferknochen kann somit schnell angegriffen werden. Oft entstehen eitrige Abszesse.
Ein weiteres Problem sind Zahnfehlstellungen. Dabei wird, ohne dass ein Fütterungsfehler vorliegt, falscher Druck auf die Zähne ausgeübt.
Wie erkenne ich Zahnprobleme beim Kaninchen?
Als potenzielle Beutetiere zeigen Kaninchen erst sehr spät, dass sie Schmerzen haben. Erkennt man Anzeichen von Schmerzen sind die Probleme meist schon weit fortgeschritten. Die Tiere sollten täglich gut im Blick behalten werden, um Kaubewegungen, Futteraufnahme und Verhalten beurteilen zu können. Erste Anzeichen von Zahnproblemen bzw. -schmerzen sind unphysiologische Kaubewegungen. Die Tiere nehmen bald schon nur noch weiches Futter zu sich und lassen härteres Futter (strukturreiches Futter) liegen. Auch vermehrtes Speicheln kann ein Symptom sein. Durch die gestörte Futteraufnahme kann es im weiteren Verlauf zu Durchfall bzw. Verdauungsstörungen kommen.
Die Wurzeln der Backenzähne liegen sehr dicht am Tränennasenkanal. Dadurch fallen oft Probleme mit den Augen auf: die Augen tränen oder stehen einseitig oder auch beidseitig hervor. Zusätzlich kann man bei vielen Tieren auch Nasenausfluss feststellen. Im Zusammenhang mit der laufenden Nase fallen auch verschmutzte und nasse Vorderpfoten auf, da die Tiere damit versuchen die Nase abzuwischen.
Eitrige Abszesse im Maul- und Kieferbereich können ebenfalls auffallen. In der Regel bemerkt man diese durch kleine Beulen kurz unter den Augen.
Wie werden Probleme diagnostiziert?
Mit einer Untersuchung mittels Video-Endoskopie kann man erste Probleme wie Fehlstellungen, Zahnhaken oder zu lang gewachsene Zähne am wachen Tier erkennen. Um tieferliegende Probleme erkennen zu können, müsste eine Röntgen- oder CT-Untersuchung erffolgen.
Was tun bei Zahnproblemen?
Zu lange Zähne müssen gekürzt, Zahnhaken korrigiert und eingeschliffen werden. Im schlimmeren Fällen müssen Zähne gezogen werden. Abszesse müssen ggf. gespalten und gespült werden. Das Ganze muss unter Narkose erfolgen, da mit schnell rotierenden Schleifköpfen gearbeitet wird und somit das Verletzungsrisiko der Tiere deutlich zu hoch ist. Aber: damit sind nur die bestehenden Symptome gelindert. In den allermeisten Fällen kommt es innerhalb kürzester Zeit zu erneuten Problemen. Denn das Hauptproblem ist in der Regel die Fütterung, die angepasst und korrigiert werden muss oder eine Fehlstellung der Zähne.
Was kann man vorbeugend tun?
Das wichtigste Thema rund um die Zahngesundheit ist die Fütterung. Mit der richtigen Fütterung können Sie Zahnproblemen am effektivsten vorbeugen. Informieren Sie sich schon vor der Anschaffung von Kaninchen über die richtige Fütterung.
Die Tiere sollten regelmäßig beim Fressen beobachtet werden, dabei sollte auf Kaubewegungen, Appetit und Futterauswahl geachtet werden. Zusätzlich bietet es sich an, die Tiere etwa einmal die Woche zu wiegen, um Gewichtsschwankungen frühzeitig zu erkennen. Auch das regelmäßige Abtasten der Kaninchen im Kieferbereich kann dazu beitragen, Veränderungen schnell festzustellen.