Reisekrankheiten/Mittelmeerkrankheiten von Hunden

Die sogenannten Reise- oder Mittelmeerkrankheiten kommen auch in Deutschland immer häufiger vor. Zum einen nimmt der illegale Welpenhandel deutlich zu, zum anderen werden Tierschutzhunde aus dem Ausland ebenfalls immer beliebter. Viele der Erkrankungen sind Vector borne disease, die über Stechinsekten (Mücken und Zecken) übertragen werden können.

Leishmaniose
Leishmanien sind sogenannte Einzeller (Protozoen). Die Erreger werden durch Sandmücken übertragen. Eine Übertragung auf Welpen in der Gebärmutter der Hündin (diaplazentar), oder auch beim Deckakt ist ebenfalls möglich.
Es handelt sich bei der Leishmaniose um eine Zoonose, das heißt auch wir Menschen können uns mit Leishmanien infizieren.
Die Leishmanien vermehren sich in den weißen Blutkörperchen der Hunde. Dabei können Organschäden vor allem an der Leber, Milz oder Niere entstehen. Krankheitssymptome müssen nicht unbedingt auftreten. Ist das Immunsystem geschwächt bzw. tritt beim Hund Stress auf, können Symptome ausbrechen. Erste Symptome können krustige Hautausschläge im Kopfbereich, vor allem an den Ohrrändern, Nase und Augen oder den Ellenbogen sein. Dies wird oft von  Fieberschüben, vermindertem Appetit, Gewichtsverlust und/oder Schwäche begleitet.

Die Leishmaniose lässt sich zwar symptomatisch Behandeln, doch eine Heilung gibt es nicht. Die medikamentöse Behandlung ist meistens recht langwierig.
Erkrankte Hunde sind von der Zucht auszuschließen.
Ein erkranktes Tier sollte nach erfolgter Behandlung auch ohne Symptome regelmäßig (etwa alle 6-12 Monate) kontrolliert werden. Dabei sollten die Blutwerte bestimmt werden, um eine gegebenenfalls erneut aufflammende Symptomatik rechtzeitig behandeln zu können.

Babesiose
Auch Babesien sind Einzeller. Die Übertragung erfolgt durch Zecken. Mittlerweile ist die Gefahr einer Ansteckung auch in Deutschland nicht gering, da sich die Zecken durch die Klimaerwärmung immer weiter ausbreiten.
Die Erkrankung wird oft auch als Hundemalaria bezeichnet, da sich die Erreger in den roten Blutkörperchen vermehren und diese im Anschluss zerstören. Dadurch entsteht langsam eine Blutarmut (Anämie).
Die ersten Symptome der akuten Babesiose treten in der Regel innerhalb von drei Wochen auf. Es kommt zu hohem Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und blassen oder gelblich gefärbten Schleimhäuten. Aufgrund der Zerstörung der roten Blutkörperchen kommt es zu blutig/ braun gefärbtem Urin. In schweren Fällen kann es zu epileptischen Anfällen oder Lähmungserscheinungen, sowie Entzündungen der inneren Organe bis hin zu Organversagen kommen. Diese Fälle können auch schnell tödlich verlaufen.
Eine Medikamentöse Behandlung ist möglich. Allerdings erreicht man nicht immer eine komplette Eliminierung der Einzeller.

Ehrlichiose
Die Ehrlichiose wird ausgelöst durch das Bakterium Ehrlichia canis. Übertragen wird es durch Zecken, daher ist auch hier eine Ansteckung in Deutschland nicht mehr auszuschließen.
Nach einer Inkubationszeit von etwa 8-20 Tagen kommt es zur akuten Phase, dabei kann es zu hohen Fieberschüben, Gelenkschmerzen, Apathie oder einer hohen Blutungsneigung, vor allem Nasenbluten oder Blut in Kot und Urin, kommen. Wird die Ehrlichiose dann nicht erkannt und behandelt, geht diese in eine chronische Form über. Die Fieberschübe können schwerer werden, es kann zu Blutungen im Auge und daraus eine Erblindung folgen, neurologische Störungen können auftreten oder im schlimmsten Fall Organversagen.
Eine Behandlung mit einem Antibiotikum ist möglich, in der Regel auch erfolgreich. Eine erneute Blutuntersuchung zwei Wochen nach Therapieende wird empfohlen, um die Behandlung ggf. zu wiederholen.

Dirofilariose
Ausgelöst wird die sogenannte Herzwurmerkrankung durch den Herzwurm Dirofilaria immitis. Übertragen wird dieser durch Stechmücken.
Die Stechmücke überträgt während des Stichs das dritte Larvenstadium ins Bindegewebe. Danach machen die Larven eine Körperwanderung durch, mit der Endstation Herz oder Lungenarterie. Hier angekommen sind sie mittlerweile zu Makrofilarien, also „erwachsenen“ Würmern, herangewachsen. Diese entwickeln wieder Mikrofilarien, das erste Larvenstadium. Saugt eine Mücke nun wieder Blut, nimmt diese die Larven auf. In der Mücke entwickeln sich dann die Larven, bis wieder das dritte Larvenstadium entsteht.
Die Dirofilariose ist wie die Leishmaniose eine Zoonose, sprich auch wir können uns infizieren.
Es müssen nicht immer Symptome auftreten. Bei hohem Infektionsdruck kann es zu allgemeiner Schwäche, Atembeschwerden, chronischem Husten, Gewichtsverlust und Kreislaufproblemen kommen. In schweren und weit fortgeschrittenen Fällen kann es zu Herzproblemen bis – versagen kommen.
Eine medikamentöse Behandlung ist möglich. Allerdings muss je nach Stadium der Erkrankung mit schweren Komplikationen gerechnet werden. Adulte Würmer müssen ggf. operativ entfernt werden.

Allgemein
Die Diagnose der genannten Erkrankungen erfolgt in allen Fällen über eine Blutuntersuchung. Oftmals dauert es mehrere Monate, bis eine der Erkrankungen außerhalb des akuten Stadiums im Blut nachweisbar ist. Deshalb empfiehlt es sich, einen „Auslandshund“ erst 6 Monate nach Einreise untersuchen zu lassen.
Einen gesicherten Schutz gegen all diese Krankheiten gibt es nicht. Bei der Urlaubsplanung sollte immer abgewogen werden, wo die Reise hingeht und ob Ihr Hund wirklich mitkommen muss. Sollten Sie in ein Gebiet fahren, in dem Sand- oder andere Stechmücken verbreitet sind, sollten die Dämmerungszeiten, in dem diese aktiv sind, in geschlossenen Räumen verbracht werden.
Ein guter Zecke- und Stechmückenschutz ist die beste Prophylaxe. Hierbei sollte am besten auf ein Repellens  zurückgegriffen werden – siehe unser Artikel zur Floh- und Zeckenprophylaxe: https://landpraxis-kummerfeld.de/2021/04/06/der-fruehling-der-ist-da-und-sie-auch-wieder/

Doch auch der beste Zeckenschutz wirkt leider nicht immer zu 100% – trotzdem sollte hierauf nicht verzichtet werden.
Wenn Sie Fragen rund um Reisekrankheiten oder den richtigen Zecken- und Flohschutz für Ihren Vierbeiner haben kontaktieren Sie uns gerne.