Trächtigkeit des Kaninchens
Der Wunsch Kaninchennachwuchs Zuhause zu bekommen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Viele Tiere tragen Erbkrankheiten in ihren Genen, auch wenn sie gesund erscheinen. Diese werden an den Nachwuchs vererbt, sodass diese teils mit massiven Problemen (Zahnfehlstellungen, Ohrenprobleme, Kurzköpfigkeit…) zur Welt kommen. Eine Zucht bedeutet die Verantwortung für einen gesunden Nachwuchs zu übernehmen – ohne Kenntnisse über die Genetik der Elterntiere, Vererbungslehre und Zuchttechniken ist dies den Tieren gegenüber nicht zu verantworten.
Geschlechtsreife und Zuchtreife
Je nach Rasse und Größe werden männliche Kaninchen zwischen 3-12 Monaten Geschlechtsreif. Weibliche Tiere erlangen die Geschlechtsreife etwas später, im Schnitt etwa mit 8-9 Monaten. Generell gilt, je kleiner die Rasse, desto früher werden sie Geschlechtsreif. Mit der Geschlechtsreife sind Kaninchen aber noch nicht zuchtreif. Die Zuchtreife wird erlangt, sobald die Tiere ausgewachsen und mit ihrer eigenen Entwicklung fertig sind. Weibliche Tiere sind je nach Rasse mit etwa 9-12 Monaten zuchtreif, männliche Tiere schon mit etwa 6 Monaten.
Um eine ungewollte Bedeckung zu verhindern (gerade bei Geschwistertieren!) ist eine getrennte Haltung von Geschlechtern ab der 12. Lebenswoche unumgänglich. Alternativ ist eine Frühkastration der Rammler möglich, da diese OP aber wesentlich aufwändiger und risikoreicher ist sollte diese Entscheidung wohl überlegt sein. Zudem bieten nicht alle Tierarztpraxen diese Leistung an.
Fruchtbarkeit
Kaninchen haben keinen regelmäßigen Zyklus. In der Regel reifen die Eizellen über 1-2 Tage an und stehen danach für 1-2 Wochen zur Verfügung. Der Eisprung wird bei Kaninchen anders als bei den meisten anderen Tieren durch den Deckakt ausgelöst. Dadurch sind Kaninchen fast immer aufnahmefähig. Aber auch durch das Berammeln von weiblichen Artgenossen kann der Eisprung ausgelöst werden, woraufhin eine Scheinschwangerschaft folgt. Superfötation – Doppelträchtigkeit Eine Besonderheit beim Kaninchen ist, dass sie zwei voneinander unabhängige Gebärmutterhörner mit je einer eigenen Zervix haben. Das bedeutet: sie können während sie schon trächtig sind erneut trächtig werden und so zwei verschiedene Würfe mit etwa 14 Tagen Abstand zur Welt bringen. Allerdings kommt es in diesen Fällen oft zu Entwicklungsstörungen der Jungtiere oder Fehl- bzw. Totgeburten. Die Doppelträchtigkeit bei Kaninchen kommt aber selten vor.
Trächtigkeit und Geburt
Die Trächtigkeit dauert 28-33 Tage. Ein paar Tage vor der Geburt fängt das Kaninchen mit dem Nestbau an. Es sollte daher unbedingt genügend Material zu Verfügung stehen (Heu, Stroh…). Die Tiere fangen außerdem an, sich das Fell vom Bauch auszurupfen, um das Nest schön warm auszupolstern und die Zitzen für die Nachkommen freizulegen. In der Natur buddeln sich Kaninchen eine Wurfhöhle (Achtung Gartenhaltung!), in domestizierter Haltung wird ein geeignetes Häuschen oder eine Wurfbox benötigt. Die Geburt findet meist unbemerkt statt und erfordert selten menschliches Eingreifen. Kaninchen können 3-14 Junge (selten auch mehr) zur Welt bringen. Die Jungen kommen blind und nackt zur Welt, daher ist ein geeignetes Nest besonders wichtig. Nach der Geburt verbleiben die Jungen versteckt im Nest. Das Muttertier kommt nur ab und zu zum Säugen ins Nest, den Rest der Zeit bleibt es „draußen“ bei den anderen Tieren, um Fressfeinde nicht auf die Wurfhöhle aufmerksam zu machen.